100 Jahre Agrarzentrum Limburgerhof - page 51

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asPotenzial desPflanzen-
schutzeswar unübersehbar,
dochwie ließes sichnutzen?
Noch immer galt dieDevise „spray
andpray“: Tausende vonSubstanzen
musstengetestetwerden, umeinen
Wirkstoff zufinden; dieVerfahren, um
ausdiesemWirkstoff dannauchein
marktreifesProdukt zuentwickeln,
wurden immer aufwendiger.
Immerhin beschleunigte elektronische
Datenverarbeitung inzwischenmanche
Prozesse und ermöglichte dieUntersu-
chung größerer Quantitäten. Zudemwar
ein „Methodenbuch“ für die Feldversuche
aller Versuchsstationen eingeführt worden,
um Forschungsergebnisse besser ver-
gleichen und die Produktentwicklung
vorantreiben zu können. Einwesentlicher
Schlüssel zumErfolg lag inder Interdiszipli-
narität: Teams aus Agrarwissenschaftlern,
Biologen, Biochemikern undChemikern
arbeiteten indenLaborsmit biochemischen
Methoden; sie optimierten diePrüfsysteme
undberücksichtigten verstärkt Aspekteder
Pflanzenphysiologie undMolekularbiologie.
Ein erstes Ergebnis der intensiven For-
schungwar 1993Opus
®
(Epoxiconazol).
Das als „Spitzenfungizid“ vermarktete
Produkt wurde bald zu einemder ertrag-
reichstenProdukte der BASF-Pflanzen-
schutzsparte. Landwirte inEuropa setzen
es seither in sämtlichenGetreidearten ein.
Als inSüdamerikaKaffeerost auftrat,
entwickeltemanProduktemit demWirk-
stoff Epoxiconazol für diese Einsatzfelder
vor Ort weiter. Heraus kam ein Fungizid,
daswirkungsvoll zur Bekämpfungdes
Kaffeerosts und später auch zur Sojarost-
Bekämpfung eingesetzt werden konnte.
Mit Fenpropimorph besaßBASF einen
weiterenWirkstoff zur Kombination in der
Bekämpfung vonPilzkrankheiten, dennes
bewährten sich zunehmendMischungen
vonWirkstoffen inneuenFormulierungen.
EinerfolgreichesBeispiel ist das Fungizid
Opus
®
Top – eineKombination aus Fen-
propimorph undEpoxiconazol – das dank
der unterschiedlichenWirkmechanismen
der Stoffe sowohl vorbeugend als auch
kurativwirkt. Mit den neuenProdukten
gegenPilzerkrankungenwurdeBASF
weltweit als führender Fungizidhersteller
wahrgenommen.
Währendmit Opus
®
bereits ein großer
Wurf gelungenwar, lief die Forschung an
StrobilurinA. Dass darausweitere äußerst
erfolgreicheProdukte entstehenwürden,
war allerdings noch nicht abzusehen.
Wie in vielen anderen Fällen basierte die
Arbeit anStrobilurinen auf demKontakt
und ständigenAustauschmit führenden
Universitäten.
Langer Atem, knapper Vorsprung –
Meilensteine imBereichPflanzenschutz
fenrüblings, einesWaldpilzes, entdeckt.
Prof. Wolfgang Steglich von der Uni-
versität Bonn hatte die Struktur des
Strobilurin A aufgeklärt. Experten des
Hauptlabors arbeiteten seit Anfang der
80er Jahre daran, aus dem natürlichen
Abwehrstoff ein Fungizid zu entwickeln.
Sie verändertendieStruktur und testeten
mit biologischenSchnelltestsmehr als
18.000 synthetischeVarianten, bis sie 1985
dieWirksamkeit entdeckten. Ein anderes
Chemieunternehmenwar den Strobi-
lurinen ebenfalls auf der Spur. Um die
Patentierung begann ein regelrechter
Wettlauf, denBASF 1987gewann –mit
nur zwei TagenVorsprung. Nachweiteren
Untersuchungen synthetisierten dieBASF-
Forscher erstmals den Fungizid-Wirkstoff
Kresoxim-Methyl. Doch bis zurMarktreife
vergingen noch einige Jahre.
DieAnstrengungen der ökotoxikologischen
Forschung führten 1994 zu einemweiteren
wichtigenProdukt.Mit Rebell
®
(Quinmerac/
Chloridazon) hatte der Limburgerhof
ein besonderswirksamesRübenherbizid
entwickelt, das zugleich durch sein güns-
tigesUmweltverhalten bestach. Rebell
®
setzte sich als preiswerte Lösunggegen
Unkräuter schnell durch. Ähnlichwie
30 Jahre zuvor mit Pyramin
®
, hatte der
Limburgerhof demRübenanbau erneut
einenwichtigen Impuls gegeben.
ImMärz 1996war es nach jahrelanger
Forschungs- undPrüfungsarbeit soweit:
DerWirkstoff Kresoxim-Methyl wurde in
Deutschland undBelgien für Getreide
zugelassen. Das erste synthetischeStro-
bilurinwar einMeilenstein in der Fungi-
zidforschung – von Fachzeitschriften der
Chemie sogar als bedeutendste Ent-
deckung der 90er Jahre bezeichnet.
Die Landwirte konnten denWirkstoff in
ganz unterschiedlichen Kulturen, wie
Getreide, Trauben oder Gemüse, und in
unterschiedlichenMischungen einsetzen;
ProduktewieStroby
®
, Allegro
®
oder Juwel
®
setzten sich schnell durch. DerWirkstoff
zerfällt innerhalb kurzer Zeit in biologisch
inaktiveSäuren und schädigt weder Bie-
nen, Käfer noch andereNützlinge.
Mit Kresoxim-Methyl setzte sichBASF an
dieSpitze der Strobilurin-Forschung und
baute ihrePosition auf demWeltmarkt für
Fungizide bedeutend aus.
Der neueWirkstoff gabdem gesamten
Unternehmensbereich enormenAuftrieb.
Aus einemHersteller, der sich erst im
Jahrzehnt zuvor ganz auf denPflanzen-
schutz konzentriert hatte, war damit ein
führender Anbieter geworden. Mit den
Strobilurinen setzteder Unternehmensbe-
reichPflanzenschutz seinenHöhenflug fort.
Prof. TimmAnke, Biologe an der Tech-
nischenUniversität Kaiserslautern, hatte
die pilztötendeSubstanz desKiefernzap-
Die elektronische Datenverarbeitung beschleu-
nigte viele Prozesse und vereinfachte den inter-
nationalen Datenabgleich
Ab 1993 im Pflanzenschutzprogramm von BASF:
das „Spitzenfungizid“ Opus
®
Erschließung internationalerMärkte |
BASF-Geschichte
1914–1927
1927–1948
1948–1966
1996–2014
1966–1996
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