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flanzenschutzproduktewiedas
RübenherbizidPyramin
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, die
sichauchaußerhalbDeutsch-
landsgut verkauften, passten zur
unternehmerischenStrategie. Noch
stärker als zuvor richtete sichBASF
Mitteder 60er Jahre international
aus.Mit derGründungeiner Tochter-
gesellschaft inBelgien (1964) und vor
allemmit demBau vonProduktions-
anlagen imHafengebiet vonAntwerpen
war die Ideeeines „zweitenLudwigs-
hafen“, eines zweitengroßenVer-
bundstandorts, wahr geworden.
Hier sollte ab1967 neben einer wichtigen
Faser für dieKunststoffproduktion vor allem
Nitrophoska hergestellt werden. DiePro-
duktion des am Limburgerhof entwickelten
Düngemittels hatte sich seit den ausge-
henden 50er Jahren noch einmal fast ver-
doppelt und stieß in Ludwigshafen an ihre
Grenzen. Der neueWerksstandort an der
Scheldemündungwar ideal: Täglich trafen
amAntwerpener HafenRohstoffe für die
Produktion vonNitrophoska ein. Der in
großenMengen hergestellte Volldünger
wurde über dieNordsee schnell und
preiswert in alleWelt verschifft.
NachdemBASF 1958mit demUS-Chemie-
konzernDowdieDowBadischeChemical
Company gegründet hatte, umGrund-
stoffe zu produzieren, rückte vor allem
der US-amerikanischeMarkt in denBlick.
Dort gab es auch für denPflanzenschutz
guteAbsatzchancen, doch bislang hatten
sich dieMitarbeiter des Limburgerhofs vor-
nehmlichmit denProblemen der europäi-
schen Landwirtschaft beschäftigt. Um
amerikanische Farmer zu überzeugen,
galt es, vor Ort die klimatischenBedin-
gungen unddie besonderenHeraus-
forderungen vor allem inBaumwolle-,
Mais- undSojakulturen zu erforschen.
Der Limburgerhof standPate, alsBASF
1966 inGreenville imUS-Bundesstaat
ExpansioneinesErfolgsmodells –
die globalenVersuchsstationen
kulturen ein. Versuche liefen imgemäßigten
Klimadas ganze Jahr über; außerdem
bot diePräsenz vor Ort in vielenRegionen
Vorteile, insbesonderebei der Registrierung
neuer Produkte. In denUSA hatteBASF
1969dasChemieunternehmenWyandotte
Chemicals übernommen unddieBWC
(BASFWyandotteCorp.) gegründet. Der
Kauf galt als bis dahin größte Investition
eines deutschenUnternehmens in den
VereinigtenStaaten, der Preis von 100
MillionenD-MarkmachteSchlagzeilen.
BASF verfügte nun über zwei Werke in
Wyandotte,Michiganund inGeismar,
Louisiana. Hier wurden chemischeGrund-
stoffe produziert unddieAktivitäten in der
Veredelungschemie ausgeweitet. Über
dasWerk inGeismar, das dieHerstellung
vonPflanzenschutzmitteln aufnehmen
sollte, bestand eine guteChance, in das
ertragreicheUS-amerikanischePflanzen-
schutzgeschäft einzusteigen. Allerdings
fehlten hierfür zunächst noch die aus-
sichtsreichenProdukte.
Mississippi auf einer Fläche von 57Hektar
ihre zweiteVersuchsstation aufbaute.
VieleMethoden undStandards ließen sich
übertragen; inGreenvillewar es aber erst-
malsmöglich,Wirkstoffe im subtropischen
Klima in Feldversuchen zu testen. Experten
ausDeutschland, die in denUSA studiert
hatten unddas Agrargeschäft vor Ort
kannten, unterstütztendenAufbau, indem
sieKontakte zu Farmern und Forschungs-
einrichtungen herstellten. Doch für die
Produktentwicklungbrauchte eswie auf
dem Limburgerhof nebenKnow-how
auch einen langenAtem.
Der Zuwachs imAuslandsgeschäft war
Ende der 60er Jahre beachtlich, beruhte
jedoch vor allem auf Erfolgen inEuropa.
InSpanienwar BASF zumBeispiel schon
seit 1968mit einer Produktion in Tarragona
bei Barcelona vertreten, 1969 eröffnetedas
Unternehmen eine 30Hektar großeVer-
suchsstation inUtrera, im landwirtschaftlich
geprägtenSüdspanien. Auch in anderen
TeilenderWelt wurdedie Forschungweiter
intensiviert. Im südafrikanischenNelspruit
richteteBASF ebenfalls im Jahr 1969die
ersteVersuchsstation auf der Südhalbkugel
ein; eineweitereVersuchseinrichtung folgte
1970 in Taiwan. EinNetz vonVersuchssta-
tionen spannte sichdamit inzwischenüber
vier Kontinente und schlossmehrereKlima-
zonen unddie dort relevantenPflanzen-
Erschließung internationalerMärkte |
BASF-Geschichte
Der Produktionsstandort Tarragona im Aufbau in den späten 60er Jahren (Bild links) und heute
1914–1927
1927–1948
1948–1966
1996–2014
1966–1996
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