100 Jahre Agrarzentrum Limburgerhof - page 41

InternationalePionierarbeit –
eineBASF-Familiendynastie
Landwirtschaft im „Wirtschaftswunder“ |
MeineGeschichte
DieErlebnisse vonVolker Sthamer stehen
dabei stellvertretend für die zahlreichen
Herausforderungen, die die drei Brüder –
über den ganzenGlobus verteilt – über
Jahrzehnte erfolgreich gemeistert haben.
Bereitswährend seines Studiums der
TropischenAgrarwissenschaften inWit-
zenhausen/Kassel Mitte der 70er Jahre
ist es einAuftrag vonBASF, der Volker
Sthamer zurück nachAfrika bringt: Im
Sudan soll der angehendeAgraringenieur
fürmehrereMonate verschiedene Feld-
versuchemit Pix
®
undBasagran
®
in den
KulturenBaumwolle, Mais, Reis undSor-
ghumbetreuen. Für den angehenden
Agraringenieur gilt es dabei nicht nur
praktische Erfahrungen zu sammeln,
sondern sich ganz neuenHerausforde-
rungen zu stellen: Fernab von der nächs-
tenStadt, in einem einfachen Zelt über
Monatemitten im Feldversuch campie-
rend, lernt er Arabisch imUmgangmit
denEinheimischen. Damit wirddas Le-
ben vor Ort zwar einfacher, aber nicht
weniger spannend. Heute kannVolker
Sthamer über das Abenteuer lachen, das
er 1978 als technischer Berater zusam-
menmit zwei polnischenPiloten erlebte:
Diesemusstenmit einer zumSpritzflug-
zeug umfunktioniertenAntonovmit einer
Tankkapazität von 6.000 LiternSpritz-
brühe ca. 40.000 Liter Basagran
®
auf den
staatlichenReisfeldern des Sudans ver-
teilen. Sthamer saß – ohne eigenenSitz-
platz – auf provisorisch gespannten
Sicherheitsgurten zwischen denPiloten
und erlebte so einen seiner turbulentesten
Flüge: „Aber das ist Afrika: Eswird nicht
alles so genau genommen“, erinnert er
sich schmunzelnd.
Trotz verschiedener Stationen inSüd-
amerika undDeutschlandbleibt die Fas-
zinationAfrikas ungebrochen. 1988 kehrt
Sthamer alsGeschäftsführer der BASF-
Niederlassung inAngola zurück. Hier er-
lebt die FamiliewährenddesBürgerkriegs
ihrewohl schwerste Zeit. Nach lebensbe-
drohlichenBombardierungen verlässt
Sthamer als einer der letztenDeutschen
den krisengeschütteltenSüdwestenAfrikas.
NachweiterenStationen inÄthiopien und
Limburgerhof kehrt Volker Sthamer schließ-
lich im Jahr 2004wieder nachÄthiopien
zurück, um in der RegionOstafrika die
zuvor geschlossenenBASF-Vertretungen
neu zu eröffnen unddaswährendder
BASF-Abwesenheit zusammengebrochene
Geschäft wiederzubeleben. ZuSthamers
Mission zählt unter anderemdieBetreuung
des Striga-Projektes. Striga (auchHexen-
kraut genannt) ist ein parasitäresUnkraut,
das vor allemMaisfelder befällt unddabei
bis zu 80%der Ernteverluste inAfrika
auslöst. In enger Zusammenarbeitmit
Partnern aus internationalen Forschungs-
einrichtungen und lokalenSaatgutanbie-
ternentwickelt BASF schließlichStrigAway
®
,
eine innovativeSaatgutbeize,mit der Land-
wirte ihreMaisfelder effektiv schützen und
ihre Erträge steigern können. Aber auch
auf dieMarkteinführungder Interceptor
®
Moskitonetze und anderer effektiverMit-
tel imKampf gegenMalaria blickt Volker
Sthamer gerne zurück. Mit derWiederer-
öffnungder BASF-Büros inAddis Abeba
undNairobi sowie der erfolgreichenGe-
schäftspräsenz schließt sich für ihn der
Kreis seinesbewegtenglobalenArbeitsle-
bens: „DieseAufgabenwarenguteGründe,
nachAfrika zurückzukehren, undgleichzeitig
meineChance, demKontinent, dermich so
sehrgeprägthat,etwaszurückzugeben.“
Seit 2011 – nach33 aktivenBASF-Jahren –
ist Volker Sthamer nun inAltersteilzeit und
blickt entspannt auf sein bewegtes Leben
zurück: „Eswar eine tolle Zeit, ich bin sehr
zufrieden. Ichwar in vielen beruflichen
Situationen oft auch einEinzelkämpfer,
aber ich hatte vieleChancen, Freiheiten
undMöglichkeiten, etwas zu bewirken und
zu verändern. Eswar einePionierzeit, die
ich aktivmitgestalten konnte.“
Volker Sthamer weiß aber auch, dass
dieses Leben ohne dieUnterstützung
seiner Familie so nichtmöglich gewesen
wäre.
Seine EhefrauSabine hat enorm dazu
beigetragen, dass dieweiteWelt sein
Zuhausewerden konnte. Mit ihrem star-
ken Engagement als früher „social net-
worker“ inwohltätigen internationalen und
caritativenOrganisationen hat sie den
Kontakt zuMenschen undKunden aktiv
gepflegt. VonRuhestand ist bei Volker
Sthamer jedoch keineRede, Afrika fas-
ziniert ihnnachwie vor, under engagiert
sichmit Leidenschaft für dieErhaltung
der Tierwelt.
Abschließendbleibt dieFrage, welche kul-
turelle Identität jemand fühlt, der inAfrika
aufgewachsen und inDeutschland aus-
gebildet wurde, der insgesamt sechs
Sprachen spricht und (fast) überall auf der
Welt zuHausewar. „Jedemeiner Stationen
imAusland hatmich tief geprägt“, sagt
Volker Sthamer, „aber ich bin immer ein
Europäer geblieben –wenn auchmit star-
kemBezug zuAfrika. DieVerbindung zu
Deutschlandbliebdabei stets erhalten –
vor allem auch über BASF.“
Volker Sthamer setzt sich immer noch aktiv für
die Erhaltung der afrikanischen Tierwelt ein
Striga ist in Afrika nachwie vor weit verbreitet.
Mit StrigAway
®
steht eine schützende Saatgut-
beize zur Verfügung
1914–1927
1927–1948
1966–1996
1996–2014
1948–1966
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