100 Jahre Agrarzentrum Limburgerhof - page 61

NeueWege zugesundenPflanzen –
zurück auf den Limburgerhof
I
nnerhalbdesPflanzenschutzes
vonBASF verliefendieEntwick-
lungen sehr unterschiedlich:Wäh-
rendbei denFungizidenErfolgege-
lungenwaren, lahmtedasGeschäft
mit Herbizidenwiedem langjährigen
Bestseller Basagran
®
. Durchdie
Einführung vonglyphosattoleranten
Kulturen vonSoja,MaisundBaum-
wolle abMitte der 90er Jahre in
Nord- undSüdamerika schienendie
Unkrautprobleme langfristiggelöst
unddiegutenZeiten für selektive
Herbizidebeendet.
2002 erwarbBASFRechte an dem Insek-
tizid Fipronil, das inmehr als 70 Ländern
vertriebenwird und zuden ertragreichsten
Produkten desBASF-Pflanzenschutzes
gehört. DerWirkstoff Fipronil wirkt schnell,
lang anhaltend undwird in verschiedenen
Applikationsformen eingesetzt.Wichtige
Geschäftsfelder sindSaatgutbeizen für
Soja (Standak
®
undStandak
®
Top), Boden-
applikationen in Zuckerrohr undSchäd-
lingsbekämpfung zumSchutz vonHäusern
undGebäuden gegen Termiten und
Ameisen (Termidor
®
).
Mit F 500
®
(Pyraclostrobin) kam 2002
zudem ein Fungizid auf denMarkt, das
sich zu einem echtenBlockbuster entwi-
ckelte; dieErfolgsgeschichte der synthe-
tischenStrobilurine setzte sich fort. Durch
eineVeränderungderMolekülstruktur
hatten die Forscher die fungizideWirkung
im Vergleich zu Kresoxim-Methyl ge-
steigert, unddie Testung unter Freiland-
bedingungen brachte eineweitere positive
Überraschung. InVersuchen inErdnuss-
kulturenwehrten die behandeltenPflanzen
nicht nur Pilze ab, sondern zeigten eine
intensivereGrünfärbung und somit eine
bessereStressresistenz und eine erhöhte
Stärkeproduktion. F 500
®
überzeugte
außerdem durch ein sehr günstiges
toxikologisches und ökotoxikologisches
Profil. InSüdamerika, insbesondere in
Brasilien, trug F 500
®
ab 2002 inKombi-
nationmit Epoxiconazol zur Rettungder
Sojaernte bei, die zu dieser Zeit von einer
aggressiven Pilzkrankheit, demAsia-
tischen Sojarost, bedroht war, was die
gesamte landwirtschaftlich geprägte
Volkswirtschaft gefährdete.
Produktemit demWirkstoff F 500
®
zäh-
len heute zu den ammeisten verkauften
Pflanzenschutzmitteln derWelt. InPro-
duktenwieOpera
®
, Cabrio
®
oder Comet
®
wird F 500
®
zum Teil mit anderenWirk-
stoffenwie dembewährtenMetiram oder
Epoxiconazol kombiniert, umdasWir-
kungsspektrum zu erweitern und imRah-
men von integriertemPflanzenschutz
Resistenzbildung zu kontrollieren.
Mittlerweilewerden unter der globalen
Marke AgCelence
®
die Pflanzenschutz-
mittel vermarktet, die einen über die
Bekämpfung von Schadpilzen und
Schadinsekten hinausgehendenNutzen
haben, indem sie den Ertrag und die
Qualität vonNutzpflanzen erhöhen.
AuchBoscalid, ein 2003 vonBASF auf
denMarkt gebrachtes Fungizid, bewährt
sich in verschiedenenKombinationen.
Eswirkt als Fungizid vor allem imGetreide
und inSonderkulturen, wie imObst-,
Gemüse- undZierpflanzenbau.
Nach Jahren der Umstrukturierung und
Neuorientierungmodernisierte dieBASF
auch den traditionsreichen Forschungs-
standort in der Pfalz. Der Limburgerhof
erhielt 2003 nebenBüroräumen unter
anderem ein neues Laborgebäude, inklu-
sivemodernster technischer Anlagen
für das bereits 1998 eingeführtePrescree-
ning – einVerfahren zum vollautoma-
tischen Testen vonWirkstoffen, mit dem
biologischeWirkungen ermittelt werden.
BeimHerbizid-Screening erfolgt inzwi-
schen diePrüfung undBewertung neuer
Substanzen an der ganzenPflanze.
Dieses Testsystem folgt einemStufen-
konzept, bei demmit Fortschreiten der
Selektion der Verbindungen die Intensität
der Prüfung zunimmt, d.h. je höher die
Stufe, destomehr agronomisch relevante
Fragestellungen. Die Effizienz bei der
Wirkstoffprüfungmusste dringend erhöht
werden, denn die Trefferquote sank:
Konnte in den 70er Jahren imSchnitt
noch aus 10.000 getestetenSubstanzen
ein neuesMarktprodukt entwickelt werden,
waren auf Grundgestiegener Anforde-
rungen, etwa der Umweltverträglichkeit,
mittlerweile Testsmit durchschnittlich
140.000 chemischenVerbindungen nötig,
um ein einziges neuesMittel zurMarkt-
reife zu führen. Mit demPrescreening
ließen sich aus einemPool vonSubstanzen
die vielversprechenden herausfiltern.
Der zum Limburgerhof gehörendeGuts-
betriebRehhüttewurde abMitte der
90er Jahre umfassend umstrukturiert. Die
Stallungenwurden zumTagungszentrum
umgebaut. 2003wurde der Gutsbetrieb
in einen reinenAckerbaubetrieb umge-
wandelt. Als einer der größten landwirt-
schaftlichenBetriebe inRheinland-Pfalz
mit einer Nutzfläche von rund500Hektar
ist der Betrieb eineSchnittstelle, an der
dieErkenntnisse aus der Forschung un-
mittelbar in diePraxis einfließen können.
Heute dient dieRehhütte auch alsKom-
munikationszentrum: Bei wissenschaftlichen
Symposien und Führungen informiert der
UnternehmensbereichPflanzenschutz
über seineArbeit. Der seit 1996 stattfin-
dendeBauernmarkt lockt jährlich tau-
sendeBesucher aus der Region an.
NachAbschluss derModernisierungen
kehrte die Leitungder BASF-Pflanzen-
schutzsparte 2004 auf den Limburgerhof
zurück, aus der Landwirtschaftlichen
Versuchsstationwurde das „Agrarzentrum
Limburgerhof“. BASF steigerte die Investi-
tionen in der Pflanzenschutzforschung
und erzielte beachtlicheErgebnisse: Mit
einemUmsatz von 3,35MilliardenEuro
erreichte der Pflanzenschutz vonBASF
2004 eineSpitzenposition auf einem
weltweit wachsendenMarkt.
Der BASF-Bauernmarkt auf demGutsbetrieb
Rehhütte lockt jährlich tausende Besucher aus
der Region an
Partner der Landwirtschaft |
BASF-Geschichte
1914–1927
1927–1948
1948–1966
1966–1996
1996–2014
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