100 Jahre Agrarzentrum Limburgerhof - page 37

Unter demDachder „neuen“BASF –
auf demWeg zur intensiven Landwirtschaft
W
ährendauf demLimburger-
hof Pflanzenschutzund
Düngemittelweiterentwickelt
wurden, endete inLudwigshafendie
I.G.-Farben-Zeit. Am 5. Februar 1952
wurdedie „neue“BASF indasHandels-
register eingetragen, am28.März1953
holten französischeSoldatenauf dem
WerksgeländedieTrikoloreein.
Die Vorzeichen für einweiteresWachs-
tumdesUnternehmens standen gut, und
die LandwirtschaftlicheAbteilung sollte
dabei eine bedeutendeRolle spielen. Mit
Dünge- undPflanzenschutzmitteln erwirt-
schafteteBASF 1954 knapp einViertel
ihresGesamtumsatzes von einerMilliarde
D-Mark. Die auf dem Limburgerhof ent-
wickeltenProduktewaren ein fester Teil
der Effizienzsteigerung in der westdeut-
schen Landwirtschaft.
Der Strukturwandel nach demZweiten
Weltkrieg veränderte dieArbeitswelt auf
dem Land grundlegend: GrößereAnbau-
flächen undmehr Agrartechnikmachten
dasWirtschaften effizienter undmanche
Arbeitskraft überflüssig. Als das „Wirt-
schaftswunder“ in den 50er Jahren Fahrt
aufnahm, beschleunigte sich die Ent-
wicklung zusätzlich. Immermehr Arbeits-
kräfte zog es in die Industrie, die Zahl
der in der Landwirtschaft Beschäftigten
sank von rund 5Millionen auf 3Millionen
Menschen. Dennoch stiegdieProduktion
stark an, vor allemdurch denEinsatz von
Maschinen, Dünger undPflanzenschutz.
Auf dem Land herrschte eine regelrechte
Fortschrittseuphorie. Zwischen 1948 und
1960 verzehnfachte sich die Zahl der
Ackerschlepper auf 900.000; auchMäh-
drescher undMelkmaschinen setzten
sich endgültigdurch. Technische Innova-
tionen unddieAgrochemie erleichterten
den beschwerlichenAlltagderMenschen
in der Landwirtschaft, dieErträge und
die Einkommen stiegen. Übertreibungen
blieben nicht aus: Insbesondere beim
Düngen arbeiteten Landwirtemitunter
nach der Devise „Viel hilft viel“, selbst
wenn dieNährstoffe teilweise kaum noch
ausgenutzt werden konnten.
Nach dem großenErfolgmit demHerbizid
U46 suchte der Limburgerhof seit Ende
der 40er Jahre ergänzend nach einem
breiter einsetzbaren Fungizid. 1956 kam
Polyram
®
(Metiram) in denHandel, 1957
folgtePolyram
®
Kombi (Metiram undZineb)
alsKontaktfungizidmit einer noch besse-
renWirksamkeit. ImPflanzenschutz-Sor-
timent vonBASFwar Polyram
®
Kombi ein
Meilenstein; noch heute ist Polyram
®
WG
mit einer veränderten Formulierung auf
demMarkt undbewährt sich in verschie-
denenKulturen: vomObst- undGemüse-
bau bis zumWeinbau.
BASF erlebtemit ihrenProdukten für die
Landwirtschaft eineBlütezeit. Bis 1958
stiegder Gesamtumsatz desUnterneh-
mens auf 2MilliardenD-Mark, wobei
Dünger undPflanzenschutzweiterhinmehr
als 20Prozent beisteuerten.
ZuBeginn der 60er Jahrewar BASFder
zweitgrößteHersteller von Pflanzen-
schutzmitteln inWestdeutschland – das
verdankteman neben denwirksamen
Produkten auch der intensivenBeratung.
Auf dem Limburgerhof und in acht weite-
renBeratungsstellen erhielten Landwirte
Informationen über denEinsatz der Pro-
dukte – einAngebot, dasweiterhin Tau-
sende von Interessierten pro Jahr nutzten.
Durch dieBeratung etablierten sich die
Produkte vonBASF in der Landwirtschaft,
diePosition desHerstellers blieb führend.
DieUntersuchungen des Limburgerhofs
zeigten, dass sich die Investitionen in
Dünger undPflanzenschutz „in glücklichs-
terWeise“ ergänzten: „Ausreichende und
harmonischeDüngung ,schafft’, rechtzei-
tiger Pflanzenschutz ,sichert’ hoheErnten.“
Inder intensivenLandwirtschaft kam es
aber durchaus auch zuneuenHerausfor-
derungen. HoheStickstoffgaben ließen
beispielsweiseGetreide inhöherer Bestan-
desdichte stärker indie Längewachsen.
DieStandfestigkeit desGetreideswar zum
Teil starkbeeinträchtigt, Halmemancher
Sorten konntendie schwerer werdenden
Ähren aber nicht halten, unddasGetreide
neigtedann zur Lagerbildung. Dieser Vor-
ganggefährdete nicht nur dieErnteerträge
unddieQualität; zudemwurdebei solchem
Getreide der Einsatz der neuenMähdre-
scher erschwert oder komplett verhindert.
Darüber hinaus bestanddasRisiko für
spätenPilzbefall undAuswuchs. Der Lim-
burgerhof stand nun vor Fragenweit
über dieBekämpfung vonUnkraut hinaus.
DieBestandsführung einschließlichPflan-
zenschutzmusste sich an dieErforder-
nisse einermodernen Landwirtschaftmit
höherenErträgen anpassen.
Werbung in den 50er Jahren: Mit Dünger und
Maschinen zu höheren Erträgen undWohlstand
In Kartoffeln, Möhren, Rüben – Polyram
®
eignet
sich für viele Kulturen
Landwirtschaft im „Wirtschaftswunder“ |
BASF-Geschichte
1914–1927
1927–1948
1966–1996
1996–2014
1948–1966
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