Mehr alsnurUnkrautbekämpfung –
Ideen für denAckerbau imWandel
M
it Getreidekannteman sich
auf demLimburgerhof aus:
durchdie langjährigenFor-
schungen zur Pflanzenphysiologie
unddurchU46, das vor allem inGe-
treideeingesetztwurde. Aberwelche
Lösunggabes fürÄhren, die zuschwer
wurden, undHalme, diebrachen?
IndenUSA setztemanWachstums-
regulatoren inder Pflege vonGrün-
flächenein – laghier eineChance?
InsbesondereChlormequat-Chlorid schien
vielversprechend undwurde ab 1962 unter
demArbeitsnamenWR 62 (Wachstums-
regulator 1962) im Feldversuch auf dem
Limburgerhof getestet –mit Erfolg. Unter
demNamenCycocel
®
wurde der erste
Wachstumsregulator im Frühjahr 1964,
zunächst noch alsDüngemittel, zum
Patent angemeldet. DieMarkteinführung
erfolgte 1966.
ImPflanzenschutz bemühte sichBASF
weiter um eine breitereProduktpalette.
Um neben der Unkraut- undPilzbekämp-
fung auch einwirksames Insektizidbieten
zu können, entschiedman sich, einPatent
zu übernehmen. Als dieUS-amerikanische
FirmaAmericanCyanamidCompany den
Wirkstoff Dimethoat zurückzog, brachte
BASF ihn 1962 unter demProduktnamen
Perfekthion
®
auf denMarkt. Dieses Pro-
dukt rundetedasSortiment jedochähnlich
wiedieerstenFungizide lediglichab, denn
die zentraleKompetenz lag seit U46bei
denHerbiziden – und ebensodas größte
Potenzial.
Eine besondereHerausforderung für die
Landwirtschaft zeigte sich direkt vor den
Toren des Limburgerhofs: Zuckerrüben-
anbauwar unter anderemdank staatlicher
Förderung äußerst lukrativ, für viele Land-
wirte aber kaum nochmöglich, weil Arbeits-
kräfte fehlten. DiegesamteRübenwirtschaft
wünschte sich nichts sehnlicher als eine
„chemischeHacke“. Biologenbezweifelten
allerdings, dass esmöglich sei, einHerbizid
zu entwickeln, dasUnkräuter bekämpfte,
ohne die relativ nah verwandteRüben-
pflanze zu schädigen. Da „der Zusammen-
hang zwischen chemischer Konstitution
undbiologischerWirksamkeit“ für die For-
scher auf dem Limburgerhof zumeist
imDunkeln lag, blieb nur dasmühsame
Testen vieler Substanzen. Mit denPyrid-
azonen hatteman im Ludwigshafener
Hauptlabor bereits eine heißeSpur gefun-
den. Bis daraus einmarktreifesProdukt
wurde, sollten jedochnoch100.000Stun-
denForschungsarbeit vergehen. 1964war
es endlich soweit: Pyramin
®
(Chloridazon)
kam alserstes selektivwirkendesUnkraut-
bekämpfungsmittel inBeta-Rüben in den
Handel. Pyramin
®
kam einer Revolution im
Rübenanbau gleich: Viele Landwirte, die
darüber nachgedacht hatten, ihn aufzu-
geben, machten nunweiter. Mit dem
neuenHerbizid hatte BASF ein dräng-
endes Problemdes Ackerbaus gelöst
und ihm einen entscheidenden Impuls
gegeben. Und nicht zuletzt gelangmit
Pyramin
®
ein großer kommerzieller Erfolg,
der auchdem Limburgerhof zugute kam.
Der Konzern investierte und stärkte damit
denBereichPflanzenschutzweiter. Auf
der Versuchsstation deuteten sichMitte
der 60er Jahre neuePerspektiven an.
BahnbrechendeHerbizidewiePyramin
®
verkauften sich nicht nur inDeutschland,
sondern auch in vielen europäischen
Ländern gut. Mit seiner Forschung hatte
der Limburgerhof demPflanzenschutz von
BASF einenWeg auf die internationalen
Märkte gebahnt.
Damit war demBereich, der nach dem
Krieg als Ergänzung zumDüngersortiment
gestartet war, innerhalb von 20 Jahren
ein großer Schritt nach vorn gelungen.
Undder Limburgerhof war auf dembesten
Weg, weitere Lösungen für dieHeraus-
forderungen der Landwirtschaft weltweit
zu entwickeln.
Der mit Cycocel
®
behandelte Getreidebestand rechts zeigte eine deutlich geringere Neigung zu Lager als
die unbehandelte Vergleichsparzelle links – einwichtiger Schritt für eine ertragsorientierte Landwirtschaft
Landwirtschaft im „Wirtschaftswunder“ |
BASF-Geschichte
1914–1927
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1996–2014
1948–1966
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