100 Jahre Agrarzentrum Limburgerhof - page 15

DieAnfänge –Forschen, Entwickeln, Beraten |
MeineGeschichte
RichardSchüles ersteStation ist der Ver-
trieb, inklusive der technischenBeratung
Deutschland. Die hier im täglichenUm-
gangmit den Landwirten gesammelten
Erfahrungen lässt er später als Produkt-
manager für Fungizide in dieEntwicklung
neuer Pflanzenschutzmittel für Getreide
einfließen, die in den internationalenMärk-
ten eingesetzt werden. Seine Leiden-
schaft für alles, wasmit Landwirtschaft
zu tun hat, zeigt sich auch in seiner spä-
terenPosition als Verantwortlicher für die
Öffentlichkeitsarbeit am Limburgerhof.
So gelingt es ihm nicht nur, Josef Ertl –
damals amtierenderMinister für Ernäh-
rung, Landwirtschaft und Forsten – zu
einem öffentlichenBesuch an dieVer-
suchsstation zu holen, sondern später
auch dessenNachfolger Ignaz Kiechle,
um sie anschaulich über die Arbeit am
Limburgerhof zu informieren.
„MeinVater erlebte denUmbruch der
Landwirtschaft inDeutschland hautnah
mit – die zunehmendeMechanisierung
unddenEinsatz der ersten chemischen
Pflanzenschutzmittel“, erinnert sichGott-
friedSchüle. „Auch ichwar immer ganz
nah dran am Limburgerhof und habe
später inChinaganz ähnlicheErfahrungen
gemacht.“ Als jüngstes von fünf Kindern
bringt er demVater desÖfterenmal das
Pausenbrot zur Arbeit, die Versuchssta-
tion erlebt er als offen und familiär. Als
frischgebackener Abiturient absolviert er
zunächst eineAusbildung auf der Reh-
hütte, bevor er inKassel/Witzenhausen
Landwirtschaft studiert.Wie seinenVater
reizen auch ihn die agrikulturellen Struk-
turen ferner Länder, weshalb er seinen
Studienschwerpunkt auf tropische und
subtropische Landwirtschaft legt. Wie
selbstverständlich beginnt er 1985 seine
berufliche Karriere am Limburgerhof.
Nach nur einem Jahr wirdGottfriedSchü-
le nach Taiwan entsandt, umChinesisch
zu lernen. Kurz darauf wird er nachHong-
kong delegiert, um den Aufbau desGe-
schäftsbereichs Pflanzenschutz inChina
umzusetzen. Die ersten Schritte sind
schwer, dieGrundlagenarbeit imReich
derMitte erfordert vollenEinsatz: „Reisen
war grundsätzlich schwierig undbedurfte
vieler Genehmigungen. Ichwar häufig
eineWoche undmehr unterwegs, um in
meine Einsatzgebiete zu kommen“, erin-
nert er sich. Auch dieKommunikation vor
Ort stellt alle Beteiligten vor echteHer-
ausforderungen: „Unsere handschriftliche
Korrespondenzwar oft tagelang unter-
wegs. So verwendetenwir das heute fast
vergessene Telex und haben die Texte
über einen Zahlencode – ähnlichwie
Morsezeichen –mühsam insChinesische
übersetzt. Fax bekamenwir erst in den
90ern“, beschreibt Schüle dieKommu-
nikationsmethoden seiner Zeit.
ImNordosten des riesigenStaatsgebietes
ist er unter anderem in der Provinz Hei-
longjiang tätig, der Kornkammer Chinas
mit ihren riesigen Staatsfarmen. Hier
leistet GottfriedSchüle von 1987bis 1990
ähnliche Pionierarbeit wie sein Vater in
den 50er und 60er Jahren inDeutschland:
DieModernisierungder Landwirtschaft
mit der Einführung neuer Pflanzenschutz-
produkte, wie zumBeispiel Wachstums-
regulatoren, treibt er voran: „Da hat kein
anderer eine Entscheidung getroffen, das
machteman selber“, erinnert sichSchüle
an unsichere, aber auch spannende Zei-
ten inChina. Seine Zeit in Asien rundet
er von 1995 bis 1997 inHongkong ab.
Hier wird er Zeitzeuge der Übergabe
Hongkongs durch die Briten anChina:
„Für michwar es ein unvergessliches
Highlight, dieses historische Ereignis
live erleben zu können“, erinnert sich
Schüle gern zurück.
Von 1995 an begleitet ihn auch seine Frau
Claudia auf zahlreichenweiteren Aus-
landsstationen in Lateinamerika, bevor
die Familie Schüle im Jahr 2003wieder
nach Limburgerhof zurückkehrt.
DieVersuchsstation hat sich imVergleich
zurWahrnehmung seiner Jugend inzwi-
schen grundlegend gewandelt: „Sie ist
heuteweniger familiär, aber viel weltoffe-
ner undmultikulturell – auf Grundder
globalenAusrichtungdesGeschäfts“, zu
der er selbst beigetragen hat. Die beiden
KinderMarius undEvawachsen zwei-
sprachigmit Deutsch undSpanisch auf,
sie haben schon jetzt einGespür für kul-
turelleUnterschiede undBesonderheiten.
Eine berufliche Station imAusland legt
GottfriedSchüle jungenMenschen
grundsätzlich nahe: „ImAusland kann
man seinen eigenenWeg gehen, und
BASF bietet schon immer die idealePlatt-
form für eine internationaleKarriere.“
Gottfried Schüle: vom Limburgerhof in dieWelt
VomLimburgerhof indieWelt –
wie der Vater soder Sohn
1927–1948
1948–1966
1966–1996
1996–2014
1914–1927
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